Programm zur Kommunalwahl 2020Sozialer Zusammenhalt

Aktuelle Situation

Lienen ist in erster Linie Wohnort. Mehr als 80% der berufstätigen Einwohner*innen haben ihren Arbeitsplatz außerhalb der Gemeinde. Umso wichtiger ist es, dass die Menschen gerne hier leben.

Dazu brauchen Kinder und Familien gute Betreuungsmöglichkeiten und Anlaufstellen für verschiedenste Fragen, Jugendliche brauchen Freizeitmöglichkeiten und Treffpunkte, alte Menschen soziale Kontakte und Unterstützung bei nachlassenden Kräften. Menschen mit niedrigem Einkommen oder besonderem Unterstützungsbedarf brauchen neben finanzieller Unterstützung auch Beratung und Möglichkeiten zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, Neubürger*innen brauchen Möglichkeiten sich einzubringen.

Die Gemeinde Lienen betreibt in Eigenregie zwei betreute Jugendtreffs in Lienen und Kattenvenne, die eine wichtige Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche darstellen. Das gleiche gilt für die beiden offenen Ganztagsschulen, die in Zeiten der gleichberechtigteren Teilnahme von Frauen am Berufsleben immer notwendiger werden.

In anderen Bereichen hat die Gemeinde Lienen Aufgaben an den Kreis Steinfurt und an freie Träger abgegeben, wie z.B. die Kindertagesbetreuung, das Jobcenter oder die Altenpflege. Diese leisten in der Regel gute Arbeit.

Das vielfältige Vereinsleben in Lienen und Kattenvenne ist eine der tragenden Säulen des sozialen Zusammenlebens im Dorf. Die Feuerwehr und die Sportvereine fördern nicht nur die Gesundheit und Sicherheit der Einwohner*innen, sondern haben auch eine wichtige Rolle in der Jugendarbeit. Mein Lienen kümmert sich nicht nur um den Barfußpark. Die Schützenvereine, der Heimatverein, die Landfrauen, das Sozialseminar, der Musikverein – die Angebote sind vielfältig und gar nicht alle hier aufzuzählen.

Für Bürger*innen ist es oft nicht leicht, das passende Angebot für ihre Lebenslage zu finden. Es fehlen z.B. auf der Gemeinde Webseite alle Hinweise auf das Vereinsleben und Möglichkeiten, sich einzubringen. Auch Angebote, die von der Gemeinde direkt oder über den Kreis mitgetragen werden, sucht man vergebens. Solche Angebote umfassen z.B. die Volkshochschule, Musikschule, Beratung für Eltern, Kinder und Jugendliche, Beratung in Fragen der Partnerschaft, bei Schwangerschaft, bei Suchtproblemen, bei Verschuldung, bei Pflegebedarf, bei Fragen des Ausländerrechts und vielem mehr.

Neben Kindern und Jugendlichen sollte der Situation älterer Menschen ein besonderes Augenmerk gehören. Viele Menschen werden immer älter und die Kinder leben häufig nicht im gleichen Ort.

Bereits 2030 wird nach der Prognose des statistischen Landesamts NRW jede*r fünfte Einwohner*in Lienens älter als 70 Jahre sein. Neben den verschiedenen Pflegediensten und Altenpflegeeinrichtungen, die von freien Trägern oder privatwirtschaftlich betrieben werden, leisten hier die verschiedenen Verbände wertvolle, ehrenamtliche Arbeit. Sozialverband VDK, Frauenhilfe, Deutsches Rotes Kreuz, um nur einige zu nennen. Der Altentreffpunkt der AWO unterstützt ältere Menschen, die zu Hause und vielleicht alleine leben, wirkt einer Vereinsamung entgegen und entlastet damit auch die Pflegekassen. Damit nimmt sie – nach der Explosion und mit Corona unter schwierigen Bedingungen – eine wichtige Aufgabe wahr, die in vielen anderen Orten von der politischen Gemeinde übernommen wird.

Sehr viel ehrenamtlichen Einsatz erbringt auch die Flüchtlingshilfe „Begegnung Lienen“. Sie trägt mit ihrer Arbeit dazu bei, dass in der Gemeinde das Zusammenleben mit den Neuankömmling*en gelingt. Mit ihren Angeboten, wie z.B. dem wöchentlichen Begegnungscafé an der Hauptstraße 30 oder der Kleiderkammer „Fundus“, sorgt Sie für Möglichkeiten der Begegnung und Vernetzung.

Gerade für ältere Menschen ist die ärztliche Versorgung ein sehr wichtiger Punkt. Es wird immer schwieriger, junge Ärzt*innen zu finden, die sich eine Landpraxis vorstellen können und bereit sind, das finanzielle Risiko zu übernehmen, die Zukunft der bestehenden Arztpraxen ist daher unklar.

Ein wichtiger Punkt für Menschen mit geringem Einkommen ist die Wohnsituation. Menschen mit geringem Einkommen, mit Einschränkungen oder mit Migrationshintergrund finden kaum Wohnraum auf dem angespannten Wohnungsmarkt.

Soziales Leben braucht Orte, an denen Menschen sich treffen können, für das Leben in Zeiten von Corona auch mit Abstand. Dies ist eine wichtige Aufgabe der Gemeinde, die viele Orte bereitstellt: Feuerwehrhäuser mit Schulungsraum, Schwimmbad, Sportstätten, Kinderspielplätze, Barfußpark und Boulebahnen, Skaterbahn, die beiden Jugendtreffs und das Haus des Gastes für kulturelle Veranstaltungen. Andere Treffpunkte sind die Gaststätten und die Gemeindehäuser der Kirchen. Während – gerade nach dem Abriss des Jägerhofs und der Explosion in der AWO – an vielen Stellen Veranstaltungsräume fehlen, sind andere nur selten genutzt.

Unsere Vision

Wir als Bündnis möchten uns dafür einsetzen, dass Lienen mit seinen Ortsteilen für die Bürger*innen ein lebenswerter Ort ist und für jede*n in jeder Lebenslage und in jedem Lebensalter angemessene Unterstützungsmöglichkeiten vorhanden sind.

Lienen und Kattenvenne sollen als Wohnorte attraktiv sein und neuen Bewohner*innen einen guten Start ermöglichen.

Was wir bisher geschafft haben

Das soziale Zusammenleben wird von den Menschen, den Vereinen, den Ehrenamtlichen gestaltet. Das ist nicht unser Verdienst. Die Politik kann unterstützen, Rahmenbedingungen schaffen, ermöglichen. Wir haben uns unter anderem eingesetzt für den Erhalt der Jugendtreffs, für eine angemessene Finanzierung der offenen Ganztagsschule mit sozialer Staffelung der Elternbeiträge, für die Integration von Geflüchteten, für eine angemessene Versorgung mit Kindergartenplätzen – häufig gemeinsam mit den anderen Ratsfraktionen.

Unsere Ziele

Unser Ziel ist, die Angebote der Gemeinde – auch die, die in der Zuständigkeit des Kreises liegen – im Auge zu halten.  Es ist Aufgabe der Gemeinde, zu sehen, wie die Kinderbetreuung ausgestattet ist, wie es Menschen mit wenig Geld in Lienen geht, ob die Angebote für Pflegebedürftige passend und ausreichend sind, um im Zweifel mit dem Kreis oder mit den Trägern ins Gespräch zu kommen.

Für eine Übersicht über die gesamten Angebote in Lienen und Kattenvenne, sehen wir die Erstellung und Pflege eines entsprechenden Wegweisers als wichtige Aufgabe für die Gemeindeverwaltung in der nächsten Ratsperiode. Ein solcher Wegweiser wäre auch für Neubürger*innen in Lienen wichtig und würde das Ankommen erleichtern.

In Bezug auf Altenarbeit ist eine Vernetzung mit verschiedenen Diensten und die Unterstützung des Ehrenamts notwendig und empfehlenswert, auch wenn die Mittel der Gemeinde im Augenblick begrenzt sind.

Auch die ehrenamtliche Arbeit in der Flüchtlingshilfe muss unbedingt weiter unterstützt werden, u.a. durch weitere Anmietung der „kleinen AWO“ Hauptstrasse 30, durch Beibehalten der Stelle einer Integrationsbeauftragten und durch regelmäßigen Austausch mit der Politik und den Hauptamtlichen.

Um die ärztliche Versorgung langfristig sichern zu können, muss sich die Gemeindeverwaltung mit den Hausarztpraxen in Verbindung setzen, um über Perspektiven, evtl. im Rahmen eines medizinischen Versorgungszentrums nachzudenken.

Bisher hatte die Gemeinde in zwei zentralen Gebäuden in Lienen viele Unterbringungsmöglichkeiten für von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen. Da eines der Gebäude gekündigt ist, muss hier dringend Ersatz geschaffen werden, durch Anmietung oder Neubau.

Um den Engpass von Veranstaltungsorten entgegenzuwirken, sollte die Gemeinde die verschiedenen Akteure zusammenbringen und gemeinsam Ideen entwickeln, um Bedarfe und räumliche Möglichkeiten zusammen zu bringen. In diesem Rahmen braucht es dringend ein überarbeitetes Nutzungskonzept für das Haus des Gastes, das die gegenwärtige Situation in Lienen berücksichtigt. Gerade die Zeit jetzt, in der auf Grund der Corona-Epidemie nur wenige Veranstaltungen stattfinden können, könnte für konzeptionelle Arbeit genutzt werden.

In Kattenvenne hat die Gemeinde Ernas Garten gekauft. Dieses Dreieck liegt in der alten Mitte Kattenvennes beim alten Feuerwehrhaus, für das ebenfalls noch kein Nutzungskonzept besteht. Von Boulebahn und Skaterbahn ist beides leider durch die Schweger Straße getrennt. Für diesen Bereich muss ein Nutzungskonzept gemeinsam mit den Kattenvenner Vereinen und der Bevölkerung entwickelt werden. Vorstellbar wäre, mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen, z.B. eine Nutzung als Kinderspielplatz in Ortsmitte, der von den meisten, auch neuen, Wohngebieten in Kattenvenne Ost gut zu erreichen wäre. Eine andere Idee könnte ein Naturgarten sein, in dem Bürger*innen sehen können, wie sich pflegeleichte Gärten auch ohne Schotterflächen gestalten lassen.

Da die Gemeinde über wenig finanzielle Mittel verfügt, brauchen wir vor allem Ideen und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit um das Zusammenleben für alle gut zu gestalten.

Gender-Stern

Wir verwenden in diesem Text eine geschlechtergerechte Sprache und benutzen dafür den Geschlechts-Stern (Gender Star wie z.B. Bürger*innen).

Einen herzlichen Dank an unsere Redaktion

Dirk Almering, Wiltrud Kampling, Georg Kubitz

und an unsere Mitautor*innen

Sabine Gräler, Marlies Janning, Laura Kratzke, Adelheid Kubitz-Eber, Ingrid Lebkücher, Frank Oppermann, Heiner Peters, Falko Prünte, Heidi Syska, Wolfgang Wienecke

Alle Namen sind alphabetisch sortiert.

Fotos der Kandidat*innen © Henrike Hochschulz